Beiträge eines Minisymposiums während der GDM-Tagung Universität Duisburg – Essen März 2024
Band 13 der Reihe Schriften zur Geschichte der Mathematik und ihrer Didaktik
Münster: WTM-Verlag 2024
Ca. 135 S., DIN A5
978-3-95987-321-5 Print 21,90 €
978-3-95987-322-2 E-Book 19,90 €
https://doi.org/10.37626/GA9783959873222.0
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Abstract
Der vorliegende Sammelband entstand aus einem Minisymposium für die Jahrestagung der Gesellschaft für Didaktik der Mathematik 2024 in Essen. Er umfasst sechs Fallstudien zur Geschichte der Mathematikdidaktik in Deutschland, die sich auf verschiedene Phasen staatlicher Organisation im 20. Jahrhundert (bis zum Ende der 1980er-Jahre) beziehen.
Der Beitrag zur Einführung des Mathematikunterrichts an höheren Mädchenschulen nimmt eine bislang viel zu wenig beachtete Frage in den Blick, während der Beitrag zum Nationalsozialismus versucht, Bemühungen um den mathematischen Unterricht für einen ganzen Zeitraum und bestimmten politischen Herrschaftsbereich zu skizzieren. Vier Beiträge widmen sich der getrennten Entwicklung der Mathematikdidaktik in der BRD und der Mathematikmethodik in der DDR in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Mit dem Fokus auf didaktisch orientierte Sachanalysen wird der Bezug der bundesrepublikanischen Mathematikdidaktik zur Mathematik untersucht, während ein anderer Text sich mit dem Mathematikdidaktiker Friedrich Drenckhahn auseinandersetzt. In beiden Vorträgen spielte die Mathematik als Bezugsdisziplin der Mathematikdidaktik eine besondere Rolle. Für die DDR werden curriculare Entwicklungen in der Gründungsphase der DDR bis 1962 nachgezeichnet bzw. mit der Tätigkeitstheorie eine zentrale Arbeitsgrundlage der Mathematikmethodik in der DDR vorgestellt.
Mit diesen sechs tiefer untersuchten Fällen dürfte der Sammelband für alle, die aus der geschichtlichen Entwicklung der Mathematikdidaktik in Deutschland etwas für die Gegenwart und die Zukunft dieser noch jungen Disziplin lernen möchten, von besonderem Interesse sein.
BEITRÄGE
Regina Bruder, Andreas Büchter & Rudolf Sträßer: Fallstudien zur Geschichte der Mathematikdidaktik – Einleitung
Erste Seite: 3
Letzte Seite: 6
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Katja Krüger: Aufbruch in die mathematische Bildung für Mädchen zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Abstract
Vor gut 100 Jahren fand in Preußen eine wegweisende Schulreform statt, in der den damaligen Forderungen der Frauenbewegung Folge leistend das höhere Mädchenschulwesen neugeordnet wurde. Mädchen durften nun endlich auf staatlich reguliertem Weg an eigenen Schulen das Abitur erwerben. Damit wurde ihnen der Zugang zu einem Hochschulstudium ermöglicht. Im Zuge dieser Schulreform wurde erstmals Mathematikunterricht für Mädchen eingeführt und der bisher übliche Rechenunterricht durch Algebra und Geometrie ergänzt. Dabei wurden zentrale Ideen der Meraner Reform im neuen staatlichen Mathematiklehrplan für die höheren Mädchenschulen berücksichtigt. In diesem Beitrag werden damals moderne Ansätze zur didaktisch-methodischen Gestaltung von Mathematikunterricht für Mädchen herausgearbeitet, die für die Entwicklung der Mathematikdidaktik relevant waren.
Erste Seite: 7
Letzte Seite: 24
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Rudolf Sträßer: Mathematikdidaktik im Nationalsozialismus
Abstract
Der Text beschreibt die Noosphäre des Mathematikunterrichts in der Zeit von 1933 bis 1945 im Herrschaftsbereich der Nationalsozialisten. Nach einer Darstellung zu den Voraussetzungen inkl. der damals existierenden Zeitschriften und Vereine, die sich um das Lehren und Lernen von Mathematik kümmerten, werden Entwicklungen in dieser Zeit vor der Konsolidierung der Mathematikdidaktik als Wissenschaftsdisziplin nachgezeichnet. Neben den nach Geschlechtern getrennten Lehrplänen wird die Rolle der Mathematik und des Mathematikunterrichts in Theorie und Praxis des Nationalsozialismus skizziert.
Erste Seite: 25
Letzte Seite: 46
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Lisa Hefendehl-Hebeker: Der Fachbezug in der Mathematikdidaktik – Ursprünge und Entwicklungen
Abstract
In der Entwicklung der Mathematikdidaktik zu einer wissenschaftlichen Disziplin spielten in Deutschland fachorientierte Zugänge eine wichtige Rolle. Vor allem Konzeptionen zum Mathematikunterricht an weiterführenden Schulen waren vorrangig am Fach und seinen Methoden orientiert. Seit den 1970er Jahren änderten sich die Sichtweisen auf die Natur von Lernprozessen wie auch die Gegenstände und Methoden der mathematikdidaktischen Forschung, und die Perspektive wurde ausgeweitet und in neue Richtungen geöffnet. Daraus ergaben sich neue Herausforderungen an fachbezogene Überlegungen.
Erste Seite: 47
Letzte Seite: 64
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Felix Lensing: Friedrich Drenckhahns Überlegungen zur disziplinären Identität der Mathematikdidaktik und die Idee einer Theorie der mathematischen Erkenntnisstufen
Abstract
Der vorliegende Beitrag widmet sich einer doppelten Aufgabe: Im ersten Teil wird in historisch-rekonstruktiver Absicht eine gewisse Phase der Geschichte der Mathematikdidaktik in den forschenden Blick genommen – nämlich die Phase ihrer institutionellen Konsolidierung in den drei Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg. Der Fokus liegt dabei auf der Rekonstruktion einiger wissenschaftstheoretischer Überlegungen, die Friedrich Drenckhahn zur disziplinären Identität der Mathematikdidaktik angestellt hat. Im zweiten Teil des Beitrags werden dann in systematischer Absicht einige erste Überlegungen zu einer rationalen Theorie der mathematischen Erkenntnisstufen entfaltet, die durch die Drenckhahn’schen Ideen angestoßen wurden.
Erste Seite: 65
Letzte Seite: 86
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Holger Wuschke: Curriculare Entwicklungen in der SBZ und DDR bis 1962
Abstract
Der Artikel untersucht die curriculare Entwicklung des Mathematikunterrichts in der SBZ und der DDR von 1945 bis 1962. In dieser Zeit wurde ein einheitliches Bildungssystem etabliert, das sich durch wechselnde Schwerpunkte in den Lehrplänen auszeichnete. Neben der Einführung neuer Lehrinhalte und -methoden wird die gesellschaftliche Rolle der Mathematik und ihre Anwendung in der Praxis hervorgehoben. Ein Beispiel ist der Diskurs über die Behandlung von Proportionen, der im Laufe der Jahre verschiedene Priorisierungen erfahren hat. Insgesamt zeigt der Artikel, wie sich der Mathematikunterricht in dieser Phase zwischen einem praxisorientierten Ansatz und einem wissenschaftsorientierten Ansatz bewegte, um den Anforderungen der neuen sozialistischen Gesellschaft gerecht zu werden.
Erste Seite: 87
Letzte Seite: 108
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Regina Bruder: Zur Rolle der Tätigkeitstheorie in der mathematikmethodischen Forschung der DDR
Abstract
Im Rahmen historischer Reflexionen zu den theoretischen Grundlagen fachdidaktischer Forschungen in Ost und West zeigte sich, dass in der mathematikmethodischen Forschung in der DDR durchgängig Elemente der kulturhistorischen Tätigkeitstheorie und diese auch mit einem gewissen Grundkonsens verwendet wurden. In diesem Beitrag geht es zum einen um die Frage, welche Rahmenbedingungen eine solche Entwicklung befördert haben und zum anderen, welche Kernelemente der Tätigkeitstheorie verwendet und wie sie (beispielhaft) umgesetzt wurden.
Erste Seite: 109
Letzte Seite: 132